Lehrgang mit Shihan Sugimura in Donaueschingen

Am Samstag, den 24. Februar 2015 fand traditionsgemäß wieder ein Winter-Lehrgang mit Shihan Koichi Sugimura (7. Dan), dem Chiefinstructor der Schweizer JKA-Sektion, in Donaueschingen statt, an dem – wie schon seit etlichen Jahren (vielmehr: Jahrzehnten) – auch das Wetzgauer Trainer-Ehepaar Michael und Claudia Niersberger teilnahm.

„Sugi-Senseis“ körperliche Verfassung erscheint nach wie vor großartig und so ist es kaum zu glauben, dass dieser Mann Ende März bereits seinen 75-jährigen Geburtstag feiert. Großen Wert legt der Karate-Meister – wie er selbst betont - grundsätzlich darauf, den „Körper regelmäßig und bewusst zu pflegen“, um „Alterserscheinungen möglichst lange von sich fern zu halten und entsprechend lange ein vitales, aktives Leben führen zu können.“ Hierzu ist es seiner Ansicht sehr wichtig, die Koordination der Muskeln zu beherrschen und sie „in Balance“ zu halten, d.h. sowohl die Muskeln für die Schnell- bzw. Explosionskraft als auch die Muskeln, die für die Ausdauer zuständig sind, stets gleichmäßig zu trainieren.

Viel Wert legt Shihan Sugimura grundsätzlich auch auf die Gymnastik. Gerade älteren Karatekas empfiehlt er neben intensiven Dehnungsübungen zusätzlich Übungen zur Muskelstärkung mit ins individuelle Trainingsprogramm aufzunehmen, um sich möglichst bis ins hohe Alter in Form zu halten und fit zu bleiben. In der Trainingseinheit der Oberstufe vermittelte Sugimura zunächst grundlegende Kihon-Techniken, wobei er immer wieder wertvolle Hinweise gab, die Ausführungen im Detail, u.a. durch Einbeziehung der Atmung, zu optimieren. Ab der zweiten Hälfte wurden dann verstärkt die Katas Bassai-Dai und Bassai-Sho trainiert, z.T. demonstrierte Sugimura-Sensei hierbei auch Anwendungsmöglichkeiten bzw. ließ diese von den Lehrgangsteilnehmern partnerweise üben.

Kata-Training hält der Großmeister für sehr bedeutsam, obwohl er zugibt, dass er selbst in seiner Jugendzeit in Japan eher das Kämpfen (Kumite) bevorzugt habe. Heute aber hält er die überaus vielfältigen Katas des Shotokan-Stils für „wahre Schätze“ und wer sich mit den Katas beschäftige, dem werde es, auch als höherer oder hoher Dan-Träger, beim Karate-Training gewiss niemals langweilig werden. Allzu kompliziertes Bunkai betrachtet Sugimura-Sensei eher kritisch und bezeichnet es als „Show“. Viel wichtiger sei es z.B. durch das Kata-Training den Körper zu ertüchtigen, die Reflexe zu schulen, die Muskeln zu kräftigen, starke Techniken im Geistes des „Ikken-Hissatsu“ (also den Gegner im Ernstfall mit einem Schlag kampfunfähig machen) zu erlangen und letztlich mit Dynamik und Präzision effektiv ausführen zu können sowie die in den Katas enthaltenen mentalen Prinzipien - beispielsweise Zanshin, Timing, Distanz, eine ruhige, gefestigte Geisteshaltung usw. - zu erkennen und zu entwickeln.

Nach diesem lehrreichen Trainingsprogramm hatte man dann noch im nahe gelegenen China-Restaurant Gelegenheit, mit „Sugi-Sensei“ interessante private Gespräche zu führen, in gemütlicher Runde die leckeren Speisen zu genießen sowie bei einem „bayerischen Wellness-Getränk“ langjährige Freundschaften zu pflegen.